Tag 5: Die Bank – Teil 2

Wie Sven ja bereits Anfang November geschrieben hatte, ist es nicht so einfach in einem fremden Land ein Bankkonto zu eröffnen. Besonders schwer scheint es zu sein, ein Konto zu erstellen, auf das zwei Personen Zugriff und jeweils eine Debit- und eine Kreditkarte bekommen sollen. Das war heute Vormittag unsere Mission.

Da in Mission 1 bereits die richtige Bankfiliale gefunden wurde, in der man ein Konto eröffnen kann, sind wir dieses Mal direkt zur richtige Filiale gefahren. Das Auto beladen mit unserem Fahrer Mr. Deng, einer Praktikantin, Sven und mir. So sieht die Besatzung eigentlich immer aus, wenn es um Behördengänge oder Wohnungsbesichtigungen geht. Ohne Praktikantin oder der Sekretärin als Dolmetscherin läuft gar nichts.

Mr. Deng hielt genau vor dem Eingang der Bank, so dass wir keinen Meter zuviel gehen müssen. Sven fällt gleich eine Veränderung in der Bank auf. Statt des Assistent Managers gibt es jetzt einen Lobby Manager, der uns empfängt. Ich sage nur, in China verändert sich alles schneller. Ok, dem wie auch immer heute oder morgen heißenden Chinesen erklärt, was wir wollen. Dabei drückten wir ihm step by step unsere Papiere, Ausweise, Dokumente und allen möglichen Krempel in die Hand. Wir haben bereits mitbekommen, in China heißt es, viel bedeutet wichtig, und mit wichtig kommt man immer weiter. Sven zeigte abwechselnd auf die Papiere, nickte immer wieder und hielt den Daumen hoch. Das war zuviel für den armen Kerl. Da kam ihm noch eine Chinesin zur Hilfe. Wieder das gleiche Spiel. Ok, soweit verstanden. Aber Svens Reisepass ist gerade bei der Regierung für die endgültige Arbeitserlaubnis. Wie, was? Ein Konto eröffnen nur mit Kopien und einem Übergangsausweis? Da musste die Chinesin doch erst einmal zum Manager der Bank. So etwas hat es hier noch nie gegeben. Ob das so geht?

Nach ein paar Minuten kam die Angestellte wieder, lächelte und nickte. Das verstehen auch wir. Es geht also. Super, noch schnell eine Nummer gezogen und dann hieß es warten. Nur 20 Leute vor uns. Nach ein paar Minuten kam unser Fahrer rein, redete mit der Praktikantin, lief zum Ticketautomaten und drückte der Praktikantin einen neues Ticket mit Wartenummer in die Hand. Ein genauer Blick auf den Zettel verriet uns, V413. V? Richtig. V steht für VIP. Langnasen bekommen VIP-Service, seht selbst.

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Und ein VIP-Service bedeutet natürlich, dass wir ein einem anderen, viel schöner eingerichteten Raum, an anderen Schaltern bedient werden. Der normale Chinese wartet auf einfachen Stuhlreihen und wir saßen bequem auf Sesseln und einer Couch.

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Wir kamen dann auch noch 5min dran. Zu dritt in die Kabine gequetscht, trug die Praktikantin unser Anliegen vor. Wir nickten immer fleißig und schoben wieder wild alle Papiere durch das Übergabefach. Es gab ein paar Diskussionen, dann aber wurde unser Auftrag bearbeitet. Auch hier fiel wieder auf, dass der chinesische Arbeitsablauf nicht gerade effizient ist. Meine Daten vom Reisepass wurden 3 Mal irgendwo im System eingetragen. Einmal hätte doch auch gereicht. Na ja, wohl hier nicht. Dann kam das bekannte Formular. Sven war ja bereits gut in Übung. Alles in Großbuchstaben eintragen. Und genauso auch unterschreiben, erklärte er mir. Ich hörte, außnahmsweise 😉 mal auf meinen Freund. Wir hatten das Formular im ersten Versuch richtig ausgefüllt. Sven bekommt seine Karte wohl in 15 Tagen, ich erst in 30 Tagen. Häh? Ja genau. Da darf der Herr wohl beim Kartenabholen doch noch einen Rückzieher machen und mir den Zugang verweigern. Da merkt man wieder, dass ein gemeinsames Konto in China nicht üblich ist. Ach ja, unser deutsche Kollege, der vor drei Monaten hierher gekommen ist, ist komplett daran gescheitert und muss seiner Frau jetzt immer Taschengeld geben. Unsere Nasen gefielen wohl der Bank besser.

Dann kam das zweite Formular zum Ausfüllen. Die Beantragung der Kreditkarten. Auch hier immer schön in Großbuchstaben, das wussten wir ja mittlerweile. Auch dieses Formular brachten wir nach 10min bis auf die letzte Zeile zu Ende. Aber in diesen 10min waren wir die Attraktion der Bank. Es gab neugierige Chinesen, da sich mal eben unseren Pass angeschaut haben, oder doch interessiert im Formular mitgelesen haben. Jeder wollte wissen, woher wir kommen und was wir für Leute sind. Ich glaube, daran müssen wir uns hier gewöhnen.

Die Praktikantin schob dann Sven das Formular zu und erklärte ihm, dass er den Text da unten selbst nachschreiben muss. So etwas, wie, dass man den Geschäftsbedingungen zustimmt, dass man alles gelesen und richtig ausgefüllt hat. Kein Problem. Der Satz ist schnell nachgeschrieben. Sven nahm den Stift und…. Shit Chinesisch. Tapfer malte er Zeichen für Zeichen nach. Da er bereits japanisch kann, war das Ganze auch noch 5min erledigt. Ich hätte mindestens 30min dazu gebraucht. Und was soll ich sagen, das Formular war auf Anhieb richtig ausgefüllt.

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Es sieht wohl so aus, als wenn alles beim ersten Anlauf geklappt haben sollte. Und das nach nur 2 Stunden. Aber die Gewissheit werden wir erst haben, wenn wir jeder eine Debitierte und eine Kreditkarten in der Hand halten werden, die dann auch noch alle funktionieren. Es bleibt also spannend. Heute nehmen wir einfach nur mit, dass es in anderen Ländern komplett andere Abläufe, Vorgaben und Verhaltensweisen gibt. Also wieder was dazugelernt.