Zweiter Besuch in einer chinesischen Wäscherei
Wer von uns war noch nicht in einer Wäscherei und hat dort Wäsche abgeben? Ich glaube, das haben wir alle schon mal gemacht. Ich habe das heute zum ersten Mal in Changsha erledigt, während Sven bereits schon mal vor zwei Wochen das Vergnügen hatte.
Erstes Problem: Unser Fahrer kann kein Englisch, wir (noch) kein Chinesisch. Wie also dem Fahrer erklären, dass man nicht direkt ins Büro gebracht werden möchte, sondern vorher einen Stopp in der Wäscherei machen möchte. Unsere durchsichtige Dreckwäschetüte, die wir heute morgen unter dem Arm tragen, ist wohl kein eindeutiges Zeichen. Da muss, wie schon so oft, der Telefonjoker gezogen werden. Also Handy gezückt und den Anruf bei der Sekretärin starten. Sven erklärt ihr auf Englisch, was wir wollen, drückt das Handy danach unserem Fahrer in die Hand. Chinesischer Gespräch. Der Fahrer gibt das Telefon zurück und nickt. Mhhh, hat er verstanden, was wir wollen, oder nickt er, weil er nichts verstanden hat, aber freundlich ist…? Wir sind gespannt.
Wie meistens morgens haben wir noch einen weiteren deutschen Kollegen mit im Auto. Auch er hat seine Wäsche mit dabei. Ingenieure sind ja durchaus gute Planer, sprechen sich ab, und koordinieren eine gemeinsame Wäscheabgabe.
Zweites Problem: Nur das “Stille Post”-Prinzip von Sven über die Sekretärin zum Fahrer hat nicht ganz funktioniert. Das merken wir, als der Fahrer vor dem Werksgelände Richtung Westtor abbiegt, wo unser Kollege immer aussteigt. Mit Händen, wilden Gesten und englischen Brocken versuchen wir dem Fahrer zu erklären, dass wir alle unsere Wäsche heute abgeben wollen. Der Fahrer nickt mal wieder. Aber er dreht den Wagen um und fährt wieder Richtung Wäscherei. Perfekte Hand-Gesten-Sprach-Kommunikation nenne ich das.
Drittes Problem: Wir erreichen die Wäscherei. Puh, das hat schon mal geklappt. Schwer beladen betreten wir diese. Mist, ein anderer Chinese hinter dem Tresen als beim letzten Mal. Ob der versteht, dass er die Sockenhalter nicht von den Sockenpaaren abnehmen soll? Ich glaube nicht. Aber da taucht ein zweiter Chinese auf. Er lächelt, Sven lächelt zurück, nimmt ein Sockenpaar hoch und tippt auf den Halter. Ich verstehe, die beiden hatten bereits beim letzten Mal die Diskussion über die Halter. Der Chinese nimmt selbst ein paar in die Hand und zeigt es dem anderen Chinesen, untermauert mit chinesischen Worten und wildem Getippe auf den Halter. Antwort an uns, zwei nickende, freundlich lächelnde Chinesen. Ich glaube, wir bekommen die Socken mit Haltern zurück.
Viertes Problem: Mittlerweile ist unsere Wäsche auf dem Tresen verteilt und die beiden fangen das Sortieren und Zählen an. Und ich muss zugeben, zählen können die beiden. Sie kamen zum gleichen Ergebnis wie ich gestern Abend zuvor beim Zählen. Nach nur 12min erhalten wir einen Zettel mit unseren abgegebenen Sachen und der Summe von 336CNY. Sven zieht 340CNY aus seiner Brieftasche und gibt diese über den Tresen. Kopfschütteln auf der anderen Seite. Wie, normal nicken die doch immer freundlich? Da steht doch die Summe von 336CNY auf unserem Zettel. Passt doch. Der Chinese tippt mit seinem Stift auf eine Zeile unter der Summe, wo er zuvor das Nähen einer Hose notiert hatte. Ahhh, in China steht bei Summe nicht Summe. Da kommen noch die Kosten fürs Naehen hinzu. Naja, finde ich etwas kompliziert und vestehe nicht, warum bei Summe nicht die Summe steht, aber ist halt so. Also 400CNY wandern von uns über den Tresen. Und ein freundlicher Chinese nickt uns zu. Puh richtig gemacht. Und hat in Summe nur 15 min gekostet. Und hier ist Summe auch die Summe.
Fünftes Problem: Mittlerweile hat unser Kollege seine Wäsche auf dem Tresen verteilt bekommen. Unsere liegt teilweise noch daneben, teilweise schon wieder in unserer Tüte verstaut, oder einfach neben der grossen Waschmaschine. Ich bin gespannt, wer hinterher welche Wäschestücke zurückbekommt. Nicht, dass es noch Ärger mit der Freundin unseres Kollegen gibt, da einer meiner Unterwäschestücke sich zwischene seinen Sachen verirrt hat.
Sechstes Problem: Wir wollen die Wäsche noch vor dem Wochenende abholen. Das letzte Mal hat es drei Tage gedauert. Dieses Mal bekommt der Chinese nur zwei Tage Zeit. Ob die Jungs darauf eingehen? Unser Kollege hatte bereits einen Sprachkurs und baut ein paar chinesische Woerter zusammen. “Freitag fertig” soll es heissen, oder so ähnlich. Und er muss sich wohl gut ausgedrückt haben. Beide Reinigungsangestellten nicken uns zu, lächeln und heben den Daumen. Alles ok. Als Antwort sehen sie vier nickende Köpfe, vier lächelnde Leute und vier Daumen hoch. Wieso vier? Ganz einfach: Unser deutsche Kollege, Sven, unser Fahrer und ich. Yeah we got it. Unserer chinesische Fahrer ist auf unserer Seite.
Es bleibt jetzt also nur noch eine gewisse Restspannung, ob wir am Freitag und wer welche Wäsche zurück bekommt.
We will see.