Eine wirklich nette Bekanntschaft
Manchmal im Leben kommen Dinge anders, als man sich das ganze vorstellt. Eines dieser Beispiele ist mir widerfahren, als ich in das Wanda Vista Hotel eincheckte. Aber immer der Reihe nach.
Ich checkte eine Woche nachdem ich in Changsha angekommen war im Wanda Vista Hotel ein, nachdem sich die erste Hotelwahl für Europäer als völlig ungeeignet entpuppte. Zimmer roch, war nicht sauber, Frühstück war nicht genießbar. Aber naja, das passiert. In der ersten Woche hatte ich auch noch zu allem Unglück meine Dokumente abzugeben, um mein Workpermit zu erhalten. Freitags hatte ich die Faxen im Hotel dicke. Also neues Hotel buchen, das kannten Martina und ich ja schon vom Infotrip und gut ist.
Samstags morgens vom Fahrer abgeholt, wurde alles gut. 10 Uhr morgen von Xingsha aus in die Innenstadt von Changsha. Wanda Vista here we come. Kein Luxus war gewollt, nein, nur ein gutes Hotel. Angekommen wurde ich sehr freundlich begrüßt. Alle Formalien inklusive Kartenaustausch verfolgt. Keinerlei Mühen wurden vom Hotel gescheut, bis plötzlich eine unangenehme Frage auftauchte: Wo mein Pass sei?
Der war leider noch bei den Behörden. Völlig klar, dass die Hotelangestellten den Pass brauchen, wegen der Meldebestätigung. Ist in Europa, wenn durchgeführt, ja genauso. Als ich sagte, dass ich den Pass nicht bei mir hätte, wurde die Dame hinter Theke ganz hektisch. Sie könne mir kein Zimmer geben. Ich antwortete, dass ich das verstehen könne und sah mich schon im alten Hotel. Sie redete weiter auf mich ein, dass das nicht ging und so weiter und so weiter. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass die Situation sich nicht durch Gezeter verbessert, sondern nur durch Taten. Ich konnte ihr entlocken, dass eine Kopie des Passes und des Visums völlig ausreichend seien. Allerdings wurde die Situation immer tumultartiger. Immer schneller und immer lauter wurde die Dame hinter der Theke. Langsam fingen die Leute an sich in dieser riesigen Hotelhalle umzudrehen. Ich versuchte sie zu beruhigen, aber um so mehr ich das versuchte, um so lauter und hektischer wurde sie. Bis ich dann klar und entschieden zum Vortrag brachte, dass sie nun endlich still sein sollte, sonst würde ich den Vorfall an meine Firma zurückmelden und ihren Vorgesetzten einschalten. Wirklich schrecklich die kleine hektische Frau hinterm Tresen.
Ich hatte Glück, viel Glück. Denn ich hatte meine Passkopie in meinem Aktenordner in der Firma. Jedoch nicht die des Visums, nein …. doch! Als Leistungsnachweis hatte der Visumservice die Kopie an die Rechnung angehangen, damit hatte ich auch einen Nachweiss (da fällt mir ein, dass ich mein Dauervisum mal kopieren sollte…) über die Leistung hatte. Jack Pot. Sekretärin angerufen, die rief den Fahrer an. Der Fahrer kam ins Hotel, holte meinen Schlüssel zu meinem Schrank, fuhr in die Firma. Fuhr wieder in das Hotel. Und ich bekam mein Zimmer.
Einen Abend zuvor gab es einen großen Polizeieinsatz im gleichen Hotel, weil Leute sich wohl nicht mit den Regeln zurechtfanden (was man sich bei reichen Chinesen gut vorstellen kann). Daher war die zierliche Dame hinter der Theke ganz aufgebracht, bzw. ängstlich, dass ihr das nochmal in 24 Stunden passieren könnte. Sie erklärte mir die Sache und ich sagte, dass es alles kein Thema sei.
Seither ist alles in Bester Ordnung. Sie ist immer freundlich, alles hat sich sehr nett entwickelt. So lange wir im Hotel waren hatten wir oft einen netten plausch und öfter Kontakt, Sie lud uns sogar in ein anderes Hotel zum Essen ein, in dem ihr Mann arbeitet.
Manchmal kommen Dinge eben anders als man denkt. Wichtig in China: Ruhe bewahren. 🙂