Tag 2: Die Bank

Ein neues Konto in einem fremden Land zu erstellen ist nicht einfach. Bisher habe ich in Großbritannien, in Schweden, in Irland und in Japan außerhalb Deutschlands ein Konto eröffnet. Nirgends war dieses jedoch so umständlich und doch am Schluss so schnell, wie in China.

Mit der Sekretärin gings ab zur Bank. Einfach um die Ecke, 2 Gehminuten von der Firma entfernt. Am morgen hieß es noch: “Kontoeröffnung in dieser Filiale nicht möglich.” Nachmittags hatte sich die chinesische Welt scheinbar schon wieder ein Stück schneller, als die europäische in Richtung Dienstleistung verschoben. Man war nun der Meinung: “Jetzt geht das.”. Naja, also auf. Frohen Mutes in die Bank einspaziert, um so gleich zu erfahren, dass, oh Wunder, keine Kontoeröffnung möglich ist. Aha. Also Herr Deng, den Fahrer, angerufen, um mit ihm keine 20 Minuten später an der richtigen Filiale zu stehen. So schnell ist das alles hier. 🙂

Zuerst stellt sich uns der Assisstant Manager vor. Wenn ich so recht drüber nachdenke gabs im Hotel auch so einige von denen. Allerdings keinen, der a) englisch b) weiterhelfen konnte. Naja, vielleicht ist das im chinesischen auch nur die Bezeichnung für “Ich-bin-für-Dienstlesitungen-jeglicher-Art-abgestellt-kann-tatsächlich-allerdings-nicht-helfen”. Natürlich nur so eine Vermutung. Ihm wird versucht zu vermitteln, dass ich gerne ein Konto gründen würde. Für zwei Personen. Da gingen die Augenbrauen gleich nach oben und zwei Finger schnellten soeben nach. Wirklich zwei Personen? Übersetzung folgt. Ja, zwei Personen, mit eigenen Karten. Hmm. Das geht nicht. Stellt man sich mal vor, dass das in China schule machen würde. Dann müsste jeder chinesische Mann am Schluss noch Kontoeinsicht an seine Frau erteilen. Geht nicht, abgelehnt. Nun gehe ich den Punkt an: Ein Konto zwei Karten. Ein kluger Schachzug. Der Assisstant Manager ist völlig vom ursprünglichen Ablehnungsplan abgekommen und bereit Zugeständnisse zu machen. Ganz überzeugt zeigte er sich allerdings noch nicht. Dann aber, von Ishii selbst gelernt: Die Visualisierungstaktik. Klappt immer. Auch hier. Erstmal aufgezeichnet chinesischer Weg mit Sven Konto, Sven Karten und Martina Konto und Karten und dann die Linien verändert. Dann wars klar und auch der letzte überzeugt, dass es einfach weniger Ärger gibt, wenn zwei Ausländer nur ein Konto haben. Effizienzmaßnahme bei China Construction Bank in der Umsetzung. Also machen wir so. Bitte noch zwei Formulare ausfüllen.

Formular flux ausgefüllt und dann übergeben. Leider zurück auf Los. Denn denn die 1ser auf den Formulare waren deutsche mit 45° Strich nach oben und dann die lange gerade nach unten. In China macht man das anständig als Strich von oben nach unten. Damit hatte man ja schon fast gerechnet, lächelte nett und korrigierte. Nein. Korrigieren ist nicht möglich. Also freundlich ein neues Blatt ausgefüllt. Name, Beruf, Geburtsdatum, etc. pp. Ach ja, Berufsbezeichnung in chinesisch. Aha, also bitte noch mal. Zum dritten Mal. Langsam wird\’s anstrengenden. Aber was macht man nicht alles, dass auch mal irgendwann Geld kommt. Fertig! Wie jetzt in die Schlange setzen und auf einen anderen Mann hinter einer Panzerglasscheibe warten? Hat der Geld? Ach ne, der macht auch Service. Der scheint aber schlecht zu sein, warum muss man den armen Kerl denn sonst mit Panzerglas schützen? Keine 15 Minuten später sind wir auch schon dran. Es stellt sich raus, dass er kein Englisch spricht. Das war allerdings mal gar kein Problem. So gleich wurde ein Schalter mit englisch geschultem Personal eröffnet. Na, das ist mal Service, der nicht nach Panzerglas zur Kundentrennung verlangt! Er schaut sich schön die Sachen an.

Wie sollte es anders sein: Neu ausfüllen. Denn mein mittlerer Name fehlt, dass auf meiner deutschen Bankkarte nur erster Vorname und Nachname steht, scheint ihn nicht zu jucken. Ich wünsche ihm in dem Moment insgeheim am nächsten Tag einen Inder mit gemein langem Namen, dass es gar nicht mehr aufs Formular passt. Also neu ausgefüllt, flux unterschrieben und ahhhhh … Bitte leserlich mit Großbuchstaben unterschreiben. Bitte? Ja. Bitte? Ja. Naja, kann ich wenigstens auf dem Blatt unterschreiben. … Naja, ausnahmsweise. So konnte man sich das fünfte Ausfüllen mal sparen.

Zwei mal gestempelt und gut. Es scheint so, als sei die Transaktion beendet. Nun noch aufpassen ob ich noch in 2014 oder erst in 2015 mit einer Karte bedacht werde. Kreditkarte behalten wir uns fürs nächste Mal auf, da ja auch gerade die Bank zumacht. Plötzlich wedelt er wie wild mit etwas blauem vor dem Fester rum und schwups ist das auch schon bei mir: Die vorgedruckte EC-Karte. Zwar ohne Name dafür gleich einsatzbereit, bitte eben noch einen 6 stelligen Pin eingeben. Aber Achtung nach 15 Sekunden läuft die Frist aus. War dann auch kein Problem mehr.

Zuerst alles schwierig, dann gehts ganz flux. Eigentlich ähnlich, wie in Deutschland: Könnte Se mal? Ne, hab so viel zu tun, weil [45 minütiger Monolog] Ach, aber geben se schnell her, dass mach ich doch glatt für Sie! Chinesischer Deutscher oder deutscher Chinese? Man wird sehen.