Untergang der Zugfahrt

Als wir nach Guilin fuhren, fiel mir eine Sache besonders auf: Leute standen auch in den Gängen. Etwas, was ich so nicht von der chinesischen Zugfahrt kannte. Das bisherige System ließ nur die Buchung von Tickets inklusive einem Platz zu. Analog der Vorstellung des französischen und japanischen Zugfahrens.

Ich war überrascht, Martina überraschter, denn Sie sagte, dass man nun die Stehtickets doch buchen könnte. Es schwante mir so gleich. In einem Wagen gibts ca. 100 Plätze. Das bedeutet ungefähr 100 lärmende Chinesen, die einem bei jeder Gelegenheit den Ellenbogen in die Seite rammen und die ganze Zeit am schreien sind. Wenn die Sitzplatzbindung entfällt, hat man das Problem, dass auch sämtliche Gänge bevölkert werden und, nachdem man gerne aus dem Öffentlichen Nah- und Fernverkehr einen gefühlten Individualverkehr versucht zu gestalten (jeder schaut, dass es ihm am besten geht), kann die Entscheidung der chinesischen Eisenbahn keine geringere Konsequenz haben, als: Der Untergang der zivilisierten Eisenbahnfahrt in China.

Ich behielt recht, der Zug füllte sich bis zum letzten. Kinder am Hüppen, Eltern am brüllen (frühzeitig Erziehung hilft die Stimmbänder zu schonen), ein europäischer Albtraum. Tipp an alle überlebenden Reisenden nach uns: Nehmt die erste Klasse!

mobiler Eintrag!