Hilfsbereitschaft

Der Chinese als solcher schaut erstmal nach sich selbst. Immer und überall. Schlange stehen? Gibts nicht! Rücksicht? Zweimal nicht! Wer nach vorne kommen will, der braucht Ellenbogen. Dazu gibt es aber eine parallele Bewegung, die ich noch nicht wirklich erklären kann. Die absolute Hilfsbereitschaft, jeden Tag und immer.

Neulich waren ein Kollege und ich Fahrrad fahren (vermisse die Touren mit Bassi. Ja, Kollege vermisse unsere Touren über die Alb am Samstag oder Sonntag!). War ne gute Tour vor allem viel Fahrrad tragen, da es oft nicht mehr weiter ging. Viel Schlamm und – man glaubt es nicht – ich stak im Beton fest.

Eine unglaubliche Geschichte. Es gibt immer diese Zufahrten zu Baustellen. Auch hier. Diese sind immer aus Beton. Hier kam uns beim Zufahren zur Baustelle (in Deutschland unvorstellbar) ein Kranwagen mit durchdrehenden Reifen entgegen. Wir an ihm vorbei, über die Baustelle, vor allem Fahrrad tragen und auf der anderen Seite wieder hoch. Da gab es zum Glück auch eine Beton Piste, sehr steil. Als der Steile Teil vorbei war gab ich noch mal richtig einen Tritt mehr, um festzustellen, dass es sich um frischen Beton handelt. Jetzt denkt aber nicht, dass da nur ein Bisschen abgesteckt war (ich erinnere).

Naja, da war ich drin. Wir fuhren dann auch noch 150 Meter weiter an einem vorbei, der eigentlich auf den Beton aufpassen sollte. Was der wohl seinem Chef erzählte? Da kamen zwei Ausländer auf Fahrrädern und einer fuhr in den Beton. Naja, ich weiß nicht, ob man ihm die Geschichte abnehmen wird.

Auf jeden Fall war der Tag eh sehr feucht keine Not den Beton direkt vom Rad abzubekommen. Bis zum Schluss der Fahrt. Kurz vor zu Hause mussten wir kurz an einer Tankstelle anhalten. Neben dran gab es einen Autoreparaturservice. Der auch eine Handwaschanlage hatte.

Wie also hin. Da auch folgendes Bild:

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Wir baten darum unsere Fahrräder abspritzen zu dürfen, da wir hier alle keine Gartenschläuche haben. Also keine Möglichkeit der Fahrradwäsche. War natürlich kein Problem. Auch wurden die Räder schön für uns geputzt und abgespritzt, richtig gut. Als wir fragten, was wir schuldig seien. Nichts.

Das war uns nicht angenehm. Denn der Kollege verdient ja sein Geld mit dem Waschen von Autos. Vielleicht nicht Fahrrädern, aber da zieht immer noch das Verb: waschen. Er war nicht zu bewegen Geld anzunehmen. Da kam mir die Idee. Ich bat ihn um ein Bild. Und da kam es dann: er zückte auch sein Handy, sein Kollege wurde auch noch mit uns abgelichtet. Alle Glücklich.

Wir haben saubere Räder, die beiden Jungs aus der Werkstatt haben zwei Bilder mit uns. Das ist hier noch ne große Nummer in Changsha. Da es nicht so furchtbar viele Ausländer gibt. Bei allem was man sagen kann über die kurzen Jungs und Mädels: Freundlich und Hilfsbereit sind sie mir gegenüber immer und zu jedem Zeitpunkt gewesen. Klasse die Jungs!

Merke: Trinkgeld oder Bezahlung mag man nicht so annehmen, aber ein Bild macht die Kollegen richtig glücklich. Das ist auch schon was.